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Agroforstwirtschaft

Kulturpflanzen

Die meisten Pflanzen, die sich heute auf unseren Äckern und in unseren Gärten befinden, sind Kulturpflanzen. Das heißt, Menschen haben durch Züchtung in die Entwicklung von Wildpflanzen eingegriffen und sie für unterschiedliche Zwecke verändert. Während moderne Züchtungen die Nahrungsmittelsicherheit unserer Bevölkerung sicherstellen, ist der Erhalt wilder und alter Sorten von großer Wichtigkeit für Ökosysteme und die Kultivierung neuer angepasster Pflanzensorten. Lies, welche Typen von Kulturpflanzen es gibt, wie sie entstehen und warum wir ein Zusammenspiel verschiedener Pflanzen brauchen. 

Was ist der Unterschied zwischen Wild- und Kulturpflanzen?

Wildpflanzen sind Pflanzen, die ihren Lebensraum in der Natur haben und ohne künstliche Hilfe wie Bewässerung, Düngung oder Schädlingsbekämpfung überleben. Kultur- oder Zuchtpflanzen werden aus dem Saatgut von Wildpflanzen gewonnen, jedoch durch unterschiedliche Maßnahmen verändert, um bestimmte Eigenschaften zu verstärken, zum Beispiel ihre Produktivität zu erhöhen oder sie an andere Standorte anzupassen. Sie brauchen in der Regel Unterstützung, um optimal zu wachsen.

Welche Arten von Kulturpflanzen gibt es?

Kulturpflanzen umfassen eine Vielzahl von Gattungen und Arten, die bestimmten Zwecken dienen:

  • Getreide: Diese Gruppe umfasst wichtige Grundnahrungsmittel wie Weizen, Reis, Mais, Hafer und Gerste.
  • Gemüse: Verschiedene Gemüsesorten fallen in diese Kategorie, wie zum Beispiel Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln.
  • Obst: Kultivierte Obstpflanzen umfassen sowohl Baumfrüchte wie Äpfel oder Birnen als auch Strauchfrüchte wie Beeren oder Weintrauben.
  • Ölsaaten: Zu den Ölsaaten gehören Pflanzen wie Sojabohnen, Sonnenblumen oder Raps.
  • Zierpflanzen: Zierpflanzen werden hauptsächlich für dekorative Zwecke angebaut und umfassen eine Vielzahl von Gattungen wie Rosen, Tulpen oderOrchideen.
  • Medizinische Pflanzen: Diese Gruppe umfasst Pflanzen, die für ihre medizinischen Eigenschaften angebaut werden, wie Kamille, Pfefferminze oderBaldrian. 

Wie wird eine Wildpflanze zur Kulturpflanze?

Die Umwandlung einer Wildpflanze in eine Kulturpflanze ist ein Prozess, der als „Domestikation“ bezeichnet wird und dient dazu, bestimmte Eigenschaften der Pflanze hervorzuheben. Gewünschte Eigenschaften einer Pflanze sind ihre Größe (z.B. größere Äpfel, um Erträge zu erhöhen), bestimmte Formen (z.B. gleichmäßig runde Tomaten), Farben (z.B. Karotten in orange, gelb oder lila) oder Krankheitsresistenz (z.B. gegen invasive Schädlinge). Die Domestikation erfolgt in mehreren Stufen und erstreckt sich meist über mehrere Pflanzengenerationen.

  • Auswahl: Zunächst wählen Betriebe oder Labore eine Wildpflanze aus, die bestimmte wünschenswerte Eigenschaften aufweist. 
  • Kultivierung: Die Samen der ausgewählten Pflanze werden in einer kontrollierten Umgebung angebaut und optimal gefördert, zum Beispiel mit Nährstoffen und Wasser, sodass sie wachsen und die gewünschten Eigenschaften hervorbringen.
  • Züchtung: Durch gezielte Kreuzung des Saatguts werden die gewünschten Eigenschaften weiter verbessert und verstärkt. Die Nachkommen der gekreuzten Pflanzen werden auf das Vorhandensein dieser Eigenschaften überprüft und entsprechend für die nächste Züchtungsrunde ausgewählt.
  • Genetische Modifikation: In einigen Fällen kann das Saatgut genetisch modifiziert werden, um bestimmte Eigenschaften zu verbessern oder hinzuzufügen. Dies kann durch Gentechnik oder Genom-Editierung erfolgen.

Was ist der Unterschied zwischen alten und neuen Sorten?

Bei der Domestikation unterscheidet man zwischen alten und neuen Sorten. Alte Obst- und Gemüsesorten wurden über lange Zeiträume gezüchtet und verändert. Sie tragen oft eine größere genetische Vielfalt in sich als neue Sorten, die über intensive Züchtung und z. T. mithilfe von Gentechnik auf wenige bestimmte Eigenschaften gezüchtet wurden. 

 

Warum wir die Vielfalt aus modernen Kulturpflanzen, alte Sorten und Wildpflanzen brauchen.

Die Weltbevölkerung wächst und die Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln steigt. Zudem stellt uns das sich verändernde Klima vor große Herausforderungen. Das Saatgut moderner Kulturpflanzen, alter Sorten und Wildpflanzen bildet gemeinsam ein Reservoir an genetischer Diversität und ergänzt sich gegenseitig. 

  • Moderne Kulturpflanzen spielen eine zentrale Rolle bei der Ernährung der Weltbevölkerung. Durch jahrzehntelange intensive Züchtung hat die Menschheit Gemüse- und Obstsorten entwickelt, die hohe Erträge liefern und widerstandsfähig gegen bestimmte Krankheiten und Schädlinge sind. Diese Eigenschaften haben dazu beigetragen, die Produktivität der Landwirtschaft zu steigern und die Nahrungsversorgung für Milliarden von Menschen sicherzustellen. Im Kontext des Klimawandels werden die Samen moderner Kulturpflanzen zunehmend daraufhin gezüchtet, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Dürre, Überschwemmungen, Salzstress und andere extreme Wetterereignisse zu erhöhen bei gleichbleibend hoher Produktivität.
  • Alte Sorten – Kulturpflanzen, die oft über Generationen hinweg an lokale Umweltbedingungen angepasst wurden – tragen eine große genetische Vielfalt in ihren Samen. Sie sind weniger ertragreich als moderne Züchtungen, können jedoch besonders widerstandsfähig gegen bestimmte Stressfaktoren sein oder eine hohe Nährstoffdichte besitzen. Angesichts des Klimawandels können alte Sorten eine wichtige Ressource für die Entwicklung von neuen Kulturpflanzen sein, die an sich verändernde Bedingungen angepasst sind. Eine alte, selten gewordene Gemüsesorte ist zum Beispiel die Schwarzwurzel. Sie ist auch als Winterspargel bekannt und gilt als extrem robust gegenüber Kälte und Schädlingen. Zu den alten Obstsorten zählen viele Apfel-, Birnen- und Pflaumensorten, die Du häufig entlang von Alleen oder auf Streuobstwiesen findest. Auch alte Sorten aus wärmeren Regionen wie dem Mittelmeerraum werden zunehmend relevanter für den Anbau in Deutschland. 
  • Wildpflanzen, der genetische Ursprung unserer Kulturpflanzen, sind ein unersetzliches Genreservoir. Sie enthalten oft Resistenzgene gegen Krankheiten, Schädlinge oder Umweltstressfaktoren, die in Kulturpflanzenpopulationen nicht vorhanden sind. Wilde Getreidesorten wie wilder Roggen oder Reis werden auf ihre Resistenz gegen Dürre und Hitze beobachtet und mit modernen Sorten gekreuzt. Als Teil natürlicher Ökosysteme tragen Wildpflanzen zudem zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und von Lebensräumen für Wildtiere bei.

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