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Natürlicher Hochwasserschutz

Renaturierung, Aufforstung und Bodenschutz landwirtschaftlicher Flächen 

Nach Unwettern und Starkregen kam es im Westen Deutschlands im Juli 2021 zu zahlreichen Überschwemmungen, Sturzfluten und Erdrutschen. Als Jahrhunderthochwasser wurde die Katastrophe bezeichnet und Experten warnen, dass sich aufgrund des Klimawandels solch extreme Wetterereignisse häufen werden. Hochwasser sind natürliche Ereignisse, die sich nicht verhindern lassen – doch ihre Folgeschäden können verringert werden. Besonders nachhaltig und wirksam ist der natürliche Hochwasserschutz, der durch Renaturierungsmaßnahmen, Aufforstung im Wald und Bodenschutz von landwirtschaftlichen und anderen unbebauten Flächen umgesetzt werden kann. Lies alles zu natürlichem Hochwasserschutz und der Rolle der Landwirtschaft in diesem Beitrag!

Wie entsteht Hochwasser?

Starke Niederschläge und ihnen folgende Hochwasser hat es seit jeher gegeben. In subtropischen Gegenden der Welt gehören monsunartige Regen und Überschwemmungen beispielsweise zu den ganz normalen jährlichen Wetterereignissen. Was sich jedoch vor allem in den letzten Jahrzehnten erhöht hat, ist die Anzahl extremer Unwetter infolge des Klimawandels und menschlicher Eingriffe in die Natur. Diese beiden Faktoren erhöhen das Risiko für Hochwasser und Überflutungen mit schweren Schäden für Mensch, Tier und Natur.

 

Mehr Starkniederschläge durch Klimaerwärmung:

Aufzeichnungen der Niederschlagsmengen der letzten 100 Jahre zeigen, dass es in Mitteleuropa häufiger stark regnet als je zuvor. Dies geht auf physikalische Prinzipien in Kombination mit der Klimaerwärmung zurück, denn warme Luft speichert mehr Feuchtigkeit und erhöht so die Niederschlagsmengen. Zudem verändert die wärmere Luft die Zirkulation von Luftströmen in der Atmosphäre und schwächt beispielsweise den Jetstream ab. So entstehen überdurchschnittlich hohe Niederschlagsmengen auf begrenzten Flächen (Starkregen).

Eingriffe in die Natur: 

Starke Regenfälle führen nicht per se zu Hochwassern, denn in einer (weitgehend) unberührten Natur würden Niederschläge sukzessive vom Boden aufgenommen werden und Fließgewässer freiliegende Flächen überschwemmen, ohne Schaden anzurichten. Versiegelte Böden durch Straßen und andere Infrastruktur, begradigte Flüsse und wenig Überschwemmungsgebiete führen jedoch dazu, dass die natürlichen Wasserkreisläufe gestört sind, sich Wassermengen ohne Entweichungsmöglichkeit stauen und an Geschwindigkeit zulegen. Die entstehenden schnellen Wassermassen können nun starke Überschwemmungen und katastrophale Schäden verursachen.

 

Wie lassen sich Hochwasserschäden verhindern oder begrenzen?

Hochwasserschutz stützt sich auf die Kombination verschiedener Maßnahmen. Dazu gehören technische und bauliche Vorsorgemaßnahmen, wie der Bau von Deichen und Dämmen oder veränderte Bauweisen in Gebäuden (z.B. Häuser auf Stelzen bauen, wasserresistente Baumaterialien verwenden). Die wirksamste und nachhaltigste Prävention ist jedoch der natürliche Hochwasserschutz. Dieser beinhaltet insbesondere die Renaturierung in der Umgebung von Flüssen sowie die Aufforstung von und den Bodenschutz auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. 

Renaturierung

Viele Flüsse und Gewässer, wie wir sie heute kennen, entsprechen nicht mehr ihrer natürlichen Struktur und Beschaffenheit: Sie wurden begradigt, umgelenkt oder unterbrochen und umliegende Flächen versiegelt oder bebaut. Bei der Renaturierung geht es nun darum, den ökologischen Zustand von Gewässern zu verbessern und sie wieder möglichst nah an ihren natürlichen Zustand zurückzuführen. Je nach Standort gibt es unterschiedliche Renaturierungsmaßnahmen. In städtischen Gewässern oder Kanälen, die aufgrund der festen Infrastruktur nur wenig oder gar nicht in ihrem Verlauf verändert werden können, werten Strukturelemente wie Totholz und Kiesbänke oder Vegetation die Gewässersohle auf. So bieten sie Fischen, Insekten und anderen Tieren Lebensräume und verlangsamen die Fließgeschwindigkeit.

 

Deutlich mehr Möglichkeiten der Renaturierung gibt es an unbebauten Ufern von Flüssen. Durch Strömungslenker kann die Eigendynamik des Flusses gefördert werden und dieser sich verbreitern und anderweitig verändern. Besonders wirksam für den Rückhalt von Hochwassern sind breite Auen, also Überflutungsflächen am Ufer, die große Wassermengen aufnehmen und Flutwellen abbremsen. Doch auch hier sind Renaturierungsmaßnahmen nötig, denn viele Flüsse und Gewässer finden sich am Rande von landwirtschaftlichen Flächen und werden ufernah bepflanzt. Renaturierung mit Auen und naturbelassenen Grünflächen umfasst deshalb eine veränderte Platzierung oder Verkleinerung der Nutzflächen, um die Uferbereiche möglichst naturnah zu belassen.

Aufforstung

Wälder gehören u den besten natürlichen Wasserspeichern. Ein Teil der Niederschläge wird bereits durch die Bäume aufgenommen, die naturbelassenen Böden mit vielen Poren fungieren wie ein Schwamm und saugen sich mit großen Mengen Wasser voll. Niederschläge versacken bis zum Grundwasser oder werden durch die Pflanzen aufgenommen und über sie wieder an die Atmosphäre abgegeben. Zudem festigen Bäume die Bodenstruktur und verhindern, dass die oberen Schichten des Bodens weggeschwemmt werden. Die Aufforstung mit Bäumen und Wäldern in der Nähe von Gewässern ist daher eine wichtige Maßnahme im natürlichen Hochwasserschutz, denn sie verbessert die Fähigkeit des Bodens, Wasser aufzunehmen und zu speichern. 

 

Bodenschutz

Ein humusreicher Boden in der Landwirtschaft ist nicht nur günstig für das Pflanzenwachstum, sondern verfügt dank der in ihm lebenden Organismen über viele Kanäle und Kapillaren. Diese lockere Bodenstruktur vermag große Wassermengen zu speichern und in trockenen Zeiten wieder abzugeben. Besonders in Hanglagen verhindern gesunde Böden zudem das Abrutschen von Erdmassen, die sich bei starken Niederschlägen zu Schlammlawinen entwickeln können. Deshalb sind auch die Pflege und der Schutz von gesunden Böden in der Landwirtschaft wichtige Maßnahmen, um Hochwasser und deren Folgen zu verhindern. 

 

Wie Landwirte aus unserer Initiative ihre Böden und somit auch die Natur schützen, kannst du in unseren Hofgeschichten und Blogbeiträgen lesen.

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