Die Durchwachsene Silphie – Energiepflanze mit Zukunft
Die Suche nach nachhaltigen Energiequellen ist eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit. Biogasanlagen spielen dabei eine entscheidende Rolle, denn sie ermöglichen die Nutzung nachwachsender Rohstoffe zur Energiegewinnung. Bisher ist Mais die dominierende Pflanze für Biogasanlagen, doch es gibt Alternativen, die zunehmend diskutiert werden. Eine davon ist die „Durchwachsene Silphie“ – eine mehrjährige, robuste Pflanze mit Vorteilen für Umwelt, Boden und Biodiversität. Was genau macht die Silphie besonders und warum könnte sie die Zukunft der erneuerbaren Energien mitgestalten?
In diesem Blogbeitrag beantworten wir die wichtigsten Fragen.
Was ist die Durchwachsene Silphie?
Die Durchwachsene Silphie („Silphium perfoliatum“) stammt ursprünglich aus Nordamerika und gehört zur Familie der Korbblütler. Einmal ausgesät, kann die Silphie bis zu 15 Jahre genutzt werden, ohne dass eine jährliche Neuaussaat erforderlich ist. In den ersten Jahren entwickelt sie sich langsam, wird aber von Jahr zu Jahr dichter und bildet schließlich einen stabilen Pflanzenbestand. Ihre tiefen Wurzeln erschließen Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten und machen sie widerstandsfähig gegen Trockenheit. Zudem unterdrückt sie durch ihr starkes Wachstum Unkraut, was die Notwendigkeit des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln verringert. Bisher gilt die Durchwachsene Silphie als robust gegenüber Schädlingen und Krankheiten. Sie wird zum Beispiel nicht von den typischen Schädlingen betroffen, die Mais oder Raps befallen. Allerdings könnten sich langfristig spezialisierte Schädlinge entwickeln, wenn die Pflanze großflächig angebaut werden sollte. Langfristige Studien hierzu fehlen noch.
Mit ihren auffälligen gelben Blüten, die an Sonnenblumen erinnern, ist die Silphie schön anzusehen und eine wertvolle Nahrungsquelle für Insekten. Das namensgebende Adjektiv „durchwachsen" beschreibt, dass die Blätter der Pflanze direkt mit ihrem Stängel verwachsen sind. Durch den entstehenden kleinen Trichter kann die Pflanze Regenwasser auffangen. Zugleich dient sie Insekten und sogar Vögeln als Wasserquelle.

Silphie als Energiepflanze – wie funktioniert das?
Die Durchwachsene Silphie wird ähnlich wie Mais für die Biogasproduktion genutzt. Die gesamte oberirdische Pflanze wird in der Regel einmal pro Jahr geerntet, meist im Spätsommer oder Frühherbst (August bis Oktober). Zu diesem Zeitpunkt hat sie ihren höchsten Biomasseertrag erreicht. Eine frühere oder mehrfache Ernte ist möglich, bringt aber meist nicht die gewünschten Erträge, da die Pflanze Zeit für den Neuaustrieb benötigt. Die Ernte erfolgt mit Maishäckslern, die die gesamte Pflanze zerkleinern. Alternativ kann das Material in Siloballen gepresst werden. Typischerweise wird die Ernte in einer Biogasanlage vergoren, um daraus Methan zu gewinnen. Das entstehende Biogas kann anschließend zur Strom- und Wärmeerzeugung verwendet werden. Die Wurzeln verbleiben im Boden und wachsen über Jahre zu immer dichteren Beständen heran.
Im Vergleich zu Mais liefert die Silphie einen stabilen Biomasseertrag, der jedoch leicht unter dem von Mais liegt. Diese Eigenschaft gleicht sie jedoch durch ihre Langlebigkeit und geringeren Anbauaufwand teilweise aus. Zudem schützt ihre dichte Pflanzendecke gegen Erosion und schützt somit den Boden.
Neben der Biogasnutzung gibt es weitere Verwendungsmöglichkeiten der Silphie: Die Pflanze kann als Futter für Wiederkäuer dienen, da sie proteinreiche Blätter produziert. Gleichzeitig bietet sie durch ihre lange Blütezeit eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und andere Bestäuberinsekten.
Nachhaltigkeit und ökologische Vorteile
Der Anbau der Silphie als Energiepflanze bietet einige Vorteile.
Erosionsschutz & Wasserspeicherung: Dank ihres tiefen Wurzelsystems stabilisiert die Silphie den Boden und schützt ihn vor Erosion. Zudem trägt sie zur Wasserspeicherung bei und reduziert das Risiko von Austrocknung.
Lebensraum für Insekten & Biodiversität: Während Maisfelder in der Vegetationsperiode relativ lebensarm sind, bietet die Silphie mit ihren leuchtend gelben Blüten über mehrere Monate hinweg Nahrung für Bienen, Schmetterlinge und andere Bestäuber.
Geringerer Pflanzenschutzmittelbedarf: Da die Silphie nach der Aussaat von Jahr zu Jahr dichter wächst, können immer weniger Unkräuter wachsen. Dadurch sinkt der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erheblich.
CO₂-Bindung und Klimaschutz: Als mehrjährige Pflanze speichert die Silphie dauerhaft CO₂ im Boden und trägt so zur Reduktion von Treibhausgasen bei.
Reduzierter Arbeitseinsatz: Da die Silphie über viele Jahre hinweg auf demselben Feld stehen bleibt, ersetzt sie den klassischen Fruchtwechsel oder andere Formen der Bodenbearbeitung. Das spart Emissionen, die durch den Gebrauch von Landmaschinen entstehen und Zeit, die den landwirtschaftlichen Betrieben für andere Aufgaben verbleibt.

Herausforderungen und offene Fragen
Trotz ihrer vielen Vorteile ist die Durchwachsene Silphie noch nicht flächendeckend etabliert. Ein Grund dafür sind die vergleichsweise hohen Kosten und niedrigen Erträge in den ersten Anbaujahren. Da die Silphie im ersten Jahr nur wenig Ertrag bringt, müssen Landwirte Geduld mitbringen, bis sich die Vorteile der mehrjährigen Pflanze voll entfalten. Bisher rechnet sich der Anbau von Mais gegenüber der Silphie deutlich besser. Langfristig könnten politische Maßnahmen, die Silphie wirtschaftlich attraktiver machen.
Warum die Silphie Aufmerksamkeit verdient
Die Durchwachsene Silphie kann auf Sicht eine vielversprechende Alternative zu klassischen Energiepflanzen wie Mais werden. Sie kombiniert eine nachhaltige Energieproduktion mit ökologischen Vorteilen und langfristiger Bodenfruchtbarkeit. Besonders in Zeiten des Klimawandels und steigender Umweltauflagen kann sie in Zukunft ggf. eine wertvolle Rolle in der Landwirtschaft und bei der Produktion nachhaltiger Energie spielen.