Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln
Die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln wird immer wichtiger in unserer globalisierten Welt. Denn Verbraucherinnen und Verbraucher wollen wissen, woher Lebensmittel wie Fleisch, Käse und Gemüse stammen und wie sie produziert wurden. Zugleich ermöglicht ein Rückverfolgungssystem, den Weg eines Produkts vom Erzeuger bis zum Verbraucher lückenlos nachzuvollziehen und potenzielle Risiken schnell zu erkennen und zu beheben. In diesem Artikel erfährst Du, warum die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln wichtig ist und welche Vorteile eine transparente Lieferkette für alle Beteiligten bietet.

Was bedeutet Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln?
Laut einer EU-Verordnung bedeutet Rückverfolgbarkeit die „Fähigkeit, die Bewegung eines Futter- oder Lebensmittels über festgelegte Stufen von Produktion, Verarbeitung und Verteilung zu verfolgen“ (DIN EN ISO 22005 zur „Rückverfolgbarkeit in der Futter- und Lebensmittelkette“). Konkret bedeutet dies, dass man den gesamten Weg eines Produkts von der Produktion über die Verarbeitung bis hin zum Verkauf nachverfolgen kann. Früher, als Lebensmittel meist lokal produziert und vermarktet wurden, war die Herkunft eines Produkts oft einfach nachzuvollziehen. Ein Landwirt baute an, erntete, verarbeitete und verkaufte direkt auf einem lokalen Markt. Heutzutage ist die Lebensmittelproduktion jedoch wesentlich komplexer: Mehrere Betriebe sind an der Herstellung eines einzigen Produkts beteiligt und die Lieferketten erstrecken sich oft über große Entfernungen.
Nehmen wir als Beispiel ein Milchprodukt wie Joghurt. Die Rückverfolgbarkeit beginnt bei der Kuh auf dem Bauernhof. Dort wird dokumentiert, welche Futterzusammensetzungen verwendet wurden und unter welchen Bedingungen das Produkt – die Rohmilch – produziert wurde, also ob die Tiere im Stall oder Weidehalt auf der Weide gehalten wurden. Die Rohmilch wird dann an eine Molkerei geliefert, wo sie weiterverarbeitet wird.
In der Molkerei durchläuft die Milch verschiedene Stationen: Vom Testen auf Qualität und Reinheit über die Verarbeitung und Abfüllung bis hin zur Verpackung. Die Dokumentation umfasst, wann die Milch ankam, welche Verarbeitungsprozesse angewendet wurden (z. B. Pasteurisierung), und ob z.B. Früchte oder Zucker hinzugefügt werden. Jeder Behälter erhält eine spezifische Chargennummer, die all diese Informationen enthält. Diese Chargennummer begleitet das Produkt durch den gesamten weiteren Prozess.
Von der Molkerei wird der Joghurt an Großhändler oder direkt an den Einzelhandel geliefert. Hier wird wiederum festgehalten, wann und wohin die Produkte geliefert wurden und wie sie gelagert werden, bevor sie in den Regalen des Supermarkts landen.
Für Dich als Verbraucherin oder Verbraucher bedeutet das, dass Du auf der Verpackung des Joghurts anhand der Chargennummer zurückverfolgen kannst, woher die Milch Deines Joghurts stammt, wie sie verarbeitet wurde und welche Betriebe daran beteiligt waren. Sollte unerwartet ein Problem mit einem bestimmten Joghurt auftreten, ermöglicht die Rückverfolgbarkeit, schnell die betroffene Charge zu identifizieren und gezielt aus dem Verkehr zu ziehen.

Vorteile der Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln
Die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln bietet sowohl für Landwirte als auch für Verbraucher Vorteile. Für Landwirtinnen und Landwirte bedeutet ein solches System zwar mehr Arbeit, aber auch mehr Kontrolle über ihre Produkte und die Möglichkeit, ihre Produktionsprozesse besser zu überwachen. Durch die genaue Dokumentation können sie ihre Betriebe transparenter machen. Zudem können sie im Falle eines Problems schnell reagieren und Haftungsrisiken verringern. In Zeiten des Klimawandels gewinnt die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln eine noch größere Bedeutung, wenn es darum geht, Lieferketten emissionsärmer zu gestalten. Durch die präzise Nachverfolgung aller Schritte in der Lieferkette können Betriebe entlang der Produktion, Verarbeitung und Vermarktung den CO₂-Fußabdruck ihrer Produkte besser verstehen und diesen optimieren. Sie können erkennen, wo in der Kette Emissionen entstehen und gezielt Maßnahmen ergreifen, um diese zu reduzieren.
Für Verbraucherinnen und Verbraucher wie Dich bedeutet Rückverfolgbarkeit vor allem mehr Sicherheit und Transparenz. Du kannst genau nachvollziehen, woher ein Produkt stammt, wie es hergestellt wurde und welche Betriebe daran beteiligt waren. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen Wert auf Regionalität, Nachhaltigkeit und bewusste Ernährung legen, kann Rückverfolgbarkeit ein wichtiges Instrument für Dich sein, um eine informierte Kaufentscheidung zu treffen und Produkte zu wählen, die Deinen persönlichen Werten entsprechen.

Herausforderungen der Rückverfolgbarkeit für Landwirte
Trotz vieler Vorteile bringt die Einführung eines Rückverfolgbarkeitssystems einige Herausforderungen mit sich, besonders für kleine und mittlere landwirtschaftliche Betriebe. Eine 2016 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Studie zur Rückverfolgbarkeit entlang globaler Warenketten zeigte, dass die Kosten und der Aufwand, die mit der Implementierung eines solchen Systems verbunden sind, mit besonderen Hürden für kleine Betriebe verbunden sind. Die Anschaffung der notwendigen Technologie, wie spezielle Software oder Geräte zur Kennzeichnung und Datenerfassung, kann für diese Betriebe eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen. Zudem kommen laufende Kosten für Wartung und Aktualisierung der Systeme hinzu. In kleinen und mittleren Betrieben, wo oft weniger Personal zur Verfügung steht, bedeutet auch der Verwaltungsaufwand eine starke Belastung. Gleichzeitig konnte die Studie jedoch zeigen, dass gut implementierte Systeme Möglichkeiten bieten, die Produktionsprozesse im Betrieb zu optimieren und im Falle eines Mangels das Unternehmen entlasten konnten.

Warum sich die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln lohnt
Die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln ist essenziell für Transparenz, Sicherheit und Nachhaltigkeit in der Lebensmittelkette – und somit ein Gewinn für Wirtschaft, Verbraucher sowie für die Umwelt. Für kleine und mittelständische Betriebe kann die Umsetzung solcher Systeme herausfordernd sein, da es keine „One-size-fits-all“-Lösung gibt. Stattdessen sind flexible, an die spezifischen Bedürfnisse der Branche angepasste Ansätze nötig, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und gleichzeitig zur Nachhaltigkeit beizutragen.
Auch Du als Verbraucherin und Verbraucher spielst eine wichtige Rolle. Denn Deine Kaufentscheidungen beeinflussen die Produktionsmethoden und das Angebot und ermöglichen es Unternehmen, ihre Prozesse umweltfreundlicher und effizienter zu gestalten. Informiere Dich über Wertschöpfungsketten und wie Du nachhaltige Lebensmittelproduktion fördern kannst!