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Ökologische Landwirtschaft

Ökologische Landwirtschaft

Bio-Produkte erkennst Du am grünen EU-Siegel – aber was genau steckt hinter dem Begriff „ökologische Landwirtschaft“? Wie wird auf einem zertifizierten Bio-Betrieb gearbeitet, worauf wird geachtet, und welche Auswirkungen hat das auf Umwelt, Tiere und Lebensmittel? In diesem Text bekommst Du einen Überblick über die Prinzipien des Ökolandbaus, die tägliche Praxis auf Biohöfen und aktuelle Entwicklungen in Deutschland.

Was ist ökologische Landwirtschaft?

Ökologische Landwirtschaft ist eine gesetzlich definierte Form der landwirtschaftlichen Erzeugung. Sie beruht auf dem Prinzip, noch intensiver mit der Natur zu wirtschaften. Ziel ist es, Lebensmittel zu produzieren, die sowohl den Bedürfnissen der Menschen als auch der Umwelt gerecht werden. Im Mittelpunkt steht dabei der verantwortungsvolle Umgang mit Boden, Wasser, Tieren und natürlichen Ressourcen.

Die ökologische Landwirtschaft ist in der Europäischen Union klar geregelt: Betriebe, die ihre Produkte als „Bio“ oder „Öko“ kennzeichnen wollen, müssen die Vorgaben der EU-Öko-Verordnung einhalten und sich regelmäßig zertifizieren lassen. Zu den Vorgaben gehören unter anderem der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und leicht lösliche mineralische Dünger, eine flächengebundene, artgerechte Tierhaltung sowie der Einsatz von ökologisch produziertem Saatgut und Futter. Vielfältige Fruchtfolgen, die den Boden gesund halten, Förderung von Nützlingen, geschlossene Nährstoffkreisläufe im Betrieb und Futter, das möglichst aus eigenem Anbau stammen sollte, sind weitere Prinzipien des ökologischen Landbaus.

Was bedeutet ökologische Landwirtschaft für den Hofalltag?

Die Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft wirken sich im Alltag auf alle Bereiche des Hofes aus. Zentral sind hier der Ackerbau, die Tierhaltung und die Betriebsführung.

 

Ackerbau

Im ökologischen Ackerbau steht die Bodenfruchtbarkeit im Mittelpunkt. Um sie zu erhalten und zu verbessern, werden mehrere Maßnahmen kombiniert: 

  • Fruchtfolgeplanung ist ein zentrales Instrument. Es werden verschiedene Pflanzenarten im Wechsel angebaut, um Nährstoffe im Boden effizient zu nutzen, Schädlingsdruck zu verringern und Humus aufzubauen.
  • Zwischenfrüchte wie Kleegras, Lupinen oder Senf werden eingesetzt, um den Boden zu bedecken, Erosionen zu verhindern und Stickstoff zu binden. Gerade Leguminosen spielen eine Schlüsselrolle, weil sie mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff für Pflanzen verfügbar machen – ein natürlicher Ersatz für mineralische Düngung.
  • Unkrautregulierung erfolgt mechanisch – mit Hacke, Striegel oder durch Anhäufeln. Das verlangt eine präzise Abstimmung auf Wetter, Bodenverhältnisse und Pflanzenstadium und ist arbeitsintensiver als der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln.
  • Pflanzenschutz basiert auf vorbeugenden Strategien: Standortgerechte Sortenwahl, gut durchdachte Fruchtfolgen und die Förderung von Nützlingen (z. B. durch Blühstreifen oder Hecken) sind zentrale Bausteine. Nur in Ausnahmefällen kommen biologisch zugelassene Mittel wie Pflanzenextrakte oder Gesteinsmehle zum Einsatz. 

Tierhaltung

Die ökologische Tierhaltung unterliegt strengen Vorgaben, die sich auf Platzangebot und Auslauf, letztlich auf das gesamte Haltungssystem beziehen. Das bedeutet: 

  • Stallgestaltung mit ausreichend Platz, strukturierten Liege- und Aktivitätsbereichen, Tageslicht und Frischluftzufuhr.
  • Weidegang oder Auslauf im Freien ist Pflicht – abhängig von Tierart, Wetter und Standort.
  • Fütterung erfolgt mit ökologisch erzeugten Futtermitteln, ein Großteil davon muss vom eigenen Betrieb stammen.
  • Tiergesundheit wird durch Haltungsbedingungen und vorbeugende Maßnahmen unterstützt. Der Einsatz von Medikamenten ist nicht verboten, aber streng geregelt und mit Wartezeiten verbunden.

 

Betriebsführung

Auch in der ökologischen Landwirtschaft besteht die Betriebsführung in wesentlichen Teilen aus Schreibtischarbeit. Die Nachvollziehbarkeit aller Prozesse ist von zentraler Bedeutung – und das nicht nur für die jährliche Kontrolle, sondern auch für die eigene Planungssicherheit. Zu den zentralen Anforderungen gehören: 

  • Detaillierte Dokumentation von Aussaat, Düngung, Pflanzenschutz, Tiergesundheit und Fütterung.
  • Einkauf und Lagerung aller Betriebsmittel müssen zertifiziert und rückverfolgbar sein.
  • Trennung von ökologischer und konventioneller Ware, falls beides im Betrieb vorkommt.
  • Regelmäßige Schulungen für Betriebsleitung und Mitarbeitende.

Hinzu kommen strategische Überlegungen: Für welche Kulturen gibt es einen Markt? Lohnt sich die Direktvermarktung oder der Absatz über Bio-Verbände? Wie kann Personal langfristig gebunden werden? Die ökologische Landwirtschaft stellt hier keine völlig neuen Fragen – aber sie beantwortet sie oft unter anderen Bedingungen. 

Was bewirken ökologische Prinzipien für die Umwelt?

Die Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft wirken sich oftmals direkt auf die Umwelt aus – auf den Boden, das Wasser, die Artenvielfalt und das Klima.

Boden und Klima: Ökologisch bewirtschaftete Böden werden mit organischem Material wie Kompost oder Stallmist versorgt. Das verbessert nicht nur die Nährstoffversorgung, sondern auch die Bodenstruktur und den Humusgehalt. Humusreiche Böden speichern mehr Wasser, sind widerstandsfähiger gegen Erosion und helfen, Kohlenstoff langfristig zu binden und, leistet somit einen Beitrag zum Klimaschutz.

Artenvielfalt: Durch artenreiche Fruchtfolgen, den Verzicht auf Totalherbizide und den Erhalt von Hecken, Brachen oder Blühstreifen entstehen Lebensräume, die in intensiv genutzten Agrarräumen teilweise fehlen. Studien zeigen, dass auf ökologischen Flächen rund 30 % mehr Arten vorkommen – darunter viele Wildbienen, Vögel und Kleinsäuger, die auf strukturreiche Lebensräume angewiesen sind.

Wasser und Ressourcen: Der Verzicht auf leicht lösliche Düngemittel verringert das Risiko, dass Nitrat ins Grundwasser gelangt. Auch der Schutz von Oberflächengewässern profitiert, weil weniger Rückstände von Pflanzenschutzmitteln eingetragen werden. Zudem arbeitet der ökologische Landbau oft mit regionalen Stoffkreisläufen, etwa bei Futter oder Saatgut, was lange Transportwege reduziert und Ressourcen schont. 

 

Wie erfolgt die Umstellung von konventionelle auf biologische Landwirtschaft? 

Der Schritt, einen Betrieb auf ökologische Landwirtschaft umzustellen, will gründlich durchdacht sein und ist mit vielfältigen Entscheidungen verbunden – organisatorisch, wirtschaftlich und persönlich. Zunächst muss der Betrieb bei einer Öko-Kontrollstelle gemeldet werden. Anschließend beginnt die Umstellungsphase, die in der Regel zwei Jahre (im Pflanzenbau) oder drei Jahre (bei Dauerkulturen wie Obst oder Wein) dauert. In dieser Zeit gelten bereits alle ökologischen Standards – die Produkte dürfen jedoch noch nicht als Bioware vermarktet werden.

Für umstellende Betriebe ist das eine finanzielle Belastung, weil Aufwand und Kosten steigen, ohne dass die höheren Bio-Preise erzielt werden können. Auch der bürokratische Aufwand ist nicht zu unterschätzen: Betriebsumstellungen erfordern eine neue Planung von Fruchtfolgen, andere Vermarktungswege, neue Dokumentationspflichten und oft auch Investitionen in Technik oder Stallumbau.

Hinzu kommt, dass sich der Markt für Bio-Produkte regional unterschiedlich entwickelt. Während sich in Ballungsräumen oder über Hofläden häufig stabile Abnehmerstrukturen aufbauen lassen, ist die Nachfrage im ländlichen Raum oder über klassische Großabnehmer teils schwieriger. Die Entscheidung für eine Umstellung sollte immer betriebswirtschaftlich tragfähig sein.

Wie ist der Status Quo von Bio-Lebensmitteln in Deutschland?

Der Markt für Bio-Produkte in Deutschland entwickelt sich positiv. 2023 wurden 11,4% der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet. Im gleichen Jahr gaben Verbraucherinnen und Verbraucher insgesamt 16 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus – das entspricht einem Wachstum von 5,7 % im Vergleich zum Vorjahr. Damit erholt sich der Markt nach einem Einbruch im Inflationsjahr 2022. Besonders nachgefragt waren Milch, Gemüse und Kartoffeln sowie Getreide. Die Nachfrage nach pflanzlichen Alternativprodukten zu Milch und Fleisch, wie Soja- oder Haferdrinks stieg an.

 

Wie kann ich mich als Verbraucher über ökologischen Landbau informieren?

Bio-Produkte sind heute in nahezu allen Einkaufsstätten verfügbar – vom Supermarkt über den Discounter bis hin zum Bio-Fachhandel. Das EU-Bio-Siegel bietet dabei eine verlässliche Orientierung für Verbraucherinnen und Verbraucher. So kannst Du gezielt biologisch erzeugte Lebensmittel erwerben.  Darüber hinaus gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich direkt über ökologische Landwirtschaft zu informieren. Viele Bio-Betriebe öffnen ihre Türen im Rahmen von Hoffesten oder bieten Führungen an. Der direkte Kontakt zu Erzeugerinnen und Erzeugern, beispielsweise auf Wochenmärkten oder in Hofläden, ermöglicht es Dir, Fragen zu stellen und mehr über die Herkunft und Produktionsweise Deiner Lebensmittel zu erfahren.

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