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Überblick: Ziegenrassen in Deutschland

Ziegen gehören zu den ältesten Nutztieren der Menschen. Lange vor der Kuhmilch wurde Ziegenmilch als Nahrungsmittel konsumiert. Heutzutage wird sie hauptsächlich zu Ziegenkäse weiterverarbeitet. Dieser erfreut sich aufgrund seines intensiven Geschmacks zunehmender Beliebtheit. Außerdem ist er besser verträglich als Käse aus Kuhmilch, da er keine Laktose enthält und eine gut verdauliche Fett- und Eiweißstruktur besitzt. Ziegen werden häufig in der Landschaftspflege eingesetzt. In der Fleisch- und Wollproduktion spielen sie eher eine untergeordnete Rolle. Welche Ziegenrassen sich für welches Einsatzgebiet eignen und wie sie gehalten werden, zeigen wir in diesem Beitrag.

Haltung von Ziegen

Wer schon einmal mit Ziegen im Streichelzoo zu tun hatte, weiß: Die Tiere können sehr frech sein und wissen genau, wie sie bekommen, was sie wollen. Sie können sehr gut klettern und springen und büxen auch gerne mal aus. Deshalb gibt es einiges bei der Haltung von Ziegen zu beachten:

 

Regenschutz:

Schafe produzieren das Fett Lanolin, das sie vor Kälte und Witterungseinflüssen schützt – Ziegen hingegen nicht. Deshalb gelten die Tiere als wasserscheu und sollten eher nicht ganzjährig draußen gehalten werden, vor allem nicht in den kaltnassen Monaten. Auch in der Außenhaltung brauchen Ziegen Unterschlupf, um sich vor Feuchtigkeit schützen zu können.

 

Gruppenhaltung:

Ziegen sind sozial und leben in Gruppen – doch das schließt nicht aus, dass es zu Rangeleien kommt, vor allem bei der Fütterung. Es sollte daher mehr Futterplätze als Ziegen geben, damit diese einander ausweichen können. Auch kleine Nischen, in die sich niederrangige, heranwachsende Tiere verkriechen können, sollten vorhanden sein.

 

Erhöhungen:

Ziegen klettern gern. Daher sollten Erhöhungen, wie Felsen, Baumstämme oder Kisten, weder auf der Weide noch im Stall fehlen. 

 

Guter Zaun:

Aufgrund ihres Talents zum Klettern braucht ein Ziegengehege einen Zaun mit einer Mindesthöhe von 1,20 Meter. Dabei sollte der Abstand zwischen Boden und Zaun möglichst klein sein, denn auch Kriechen stellt für die Tiere kein Problem dar. Ziegen sind so geschickt, dass sie Zäune unterbuddeln, um darunter herzukriechen. 

Ziegenrassen für die Milcherzeugung

Bei Milchziegen spielt die Milchleistung eine wichtige Rolle. Deshalb werden vor allem Ziegenrassen, die viele Zicklein gebären und eine entsprechend hohe Milchproduktion haben, für die Milcherzeugung eingesetzt. Im Durchschnitt geben Milchziegen etwa 750 kg Milch pro Jahr. 

 

Deutsche Edelziege:

Deutsche Edelziegen sind Kreuzungen aus verschiedenen Rassen und haben typischerweise ein reinweißes Fell oder sind braun mit einem schwarzen Aalstrich auf dem Rücken. Die Geißen sind frühreif und lammen bereits mit 15 Monaten zum ersten Mal. Die Edelziege gilt als geduldiges und ruhiges Tier, das sich wechselnden Temperaturen gut anpasst.

 

Toggenburger Ziege:

Die Toggenburger Ziege wurde nach ihrer Herkunft aus der Schweizer Region Toggenburg benannt und gilt als genügsame Milchziege. Die Fellfarbe kann sich von Ziege zu Ziege unterscheiden, doch auffällig ist die variierende Felllänge am Körper: Während das Fell am Kopf und Hals kurz ist, wächst es lang und mantelartig an Rumpf und Rücken. Zudem haben die Tiere zwei weiße Streifen von den Ohren bis in die Maulwinkel.

 

Thüringer Waldziege:

Die Thüringer Waldziege ist eine Kreuzung aus der Toggenburger Ziege und der Thüringer Landziege, die bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland als Rasse registriert wurde. In der DDR gingen die Bestände der Thüringer Waldziege stark zurück und die Rasse wurde sogar als gefährdet eingestuft. In den letzten Jahrzehnten wird sie aufgrund ihrer hohen Milchleistung mit durchschnittlich 1.000 kg pro Jahr wieder zunehmend gezüchtet. Die Thüringer Waldziege hat ein dunkelbraunes Fell mit hellen Abzeichen an den Beinen, an der Schwanzunterseite und am Kopf. Sie kommt als gehörnte und hornlose Ziege vor. 

Ziegenrassen in der Landschaftspflege

Ziegen werden häufig in der Landschaftspflege eingesetzt, vor allem in der Kombination mit Schafen, da beide Tierarten ein unterschiedliches Fressverhalten haben. Während Schafe vor allem Gras fressen, ernähren sich Ziegen auch von Büschen und Hölzern. Mit ihren kleinen Hufen treten sie zudem den Boden fest und schützen ihn so vor Erosion. Es eignen sich fast alle Ziegenrassen zur Landschaftspflege, da sie generell als robust gelten. Besonders beliebt sind jedoch Walliser Schwarzhalsziegen, Tauernschecken und Nera Verzasca. 

 

Walliser Schwarzhalsziegen:

Die aus dem Schweizer Kanton Wallis stammenden Schwarzhalsziegen hießen aufgrund ihres langen Haares, das zur Hälfte schwarz und weiß ist, auch lange Zeit Zottelgeiß. Die Hörner der Böcke können bis zu 80 cm lang werden. Die Walliser Schwarzhalsziegen sind stämmig gebaut, robust und widerstandsfähig. Deshalb gelten sie als prädestiniert für die Landschaftspflege im Gebirge.

 

Tauernschecke: 

Die aus Österreich stammende Tauernschecke fällt durch ihr schwarzes oder braunes mit weißen Schecken durchzogenes Fell auf. Die Tiere sind sehr robust, trittsicher und haben harte Klauen, weshalb sie sich besonders in bergigen Gebieten in der Landschaftspflege bewährt haben. 

 

Nera Verzasca: 

Die schwarz („nera“ aus dem Italienischen) gefärbte Ziege stammt aus der italienischsprachigen Schweiz und wird in vielen Landschaften eingesetzt. Während Bergziegen den Winter im Stall oder Tal verbringen müssen, können die robusten Verzascaziegen ganzjährig draußen leben. Weil die Tiere gerne Rinde, vor allem die von Nadelbäumen fressen, wird ihr Weidegang in Waldgegenden vermieden.

Ziegenrasse für die Fleischerzeugung

Weil es in Deutschland kaum Nachfrage nach Ziegenfleisch gibt, wird bei uns nur eine Ziegenrasse zur Fleischerzeugung genutzt: die aus Südafrika stammende Burenziege. Sie hat ein weißes Grundfell und manchmal einen rötlich-brauen Hals und Kopf. Besonders auffallend sind die langen Hängeohren. Im Vergleich zu vielen anderen Ziegenrassen hat das Fleisch der Burenziege kaum Eigengeschmack und ist mild. Zudem ist es reich an Eiweiß und arm an Cholesterin. 

 

Wollziegen

Obgleich eher Schafe für die Wollerzeugung bekannt sind, gibt es auch manche Ziegenrassen, die für die Wollerzeugung genutzt werden. Bekannt sind zwei besonders exklusive Wollarten: Mohair und Kaschmir.

 

Mohairziege:

Die Mohairziege stammt aus der Provinz Ankara in der Türkei und ist eine der bekanntesten Wollhaarrassen. Aus dem meist reinweißen, lockigen Fell der Mohairziege wird die beliebte weiche, feine Wolle gesponnen. Dabei ist das feine Fell der Lämmer besonders beliebt. Zwischen drei und sechs Kilogramm Wolle können pro Jahr und Ziege gewonnen werden. 

Kaschmirziege:

Die Kaschmirziegen stammen aus China und der Mongolei. Ihr Fell kann verschiedene Farben von weiß über grau bis braun annehmen, wegen der besseren Färbbarkeit werden jedoch vor allem weiße Kaschmirziegen gezüchtet. Neben ihrem langen Fell fallen die Böcke zudem mit ihrer stattlichen Größe und langen geschwungenen Hörnern auf. Es können nur etwa 200 g Rohwolle pro Jahr und Tier von der Kaschmirziege gewonnen werden. Diese ist zudem nicht besonders strapazierfähig, was den hohen Preis der Wolle erklärt. 

Kleinste und größte Ziegenrasse der Welt.

Die meisten Ziegenrassen haben eine Größe bis zum Widerrist (Schulterhöhe) von 55 – 70 cm. Einige Rassen sind jedoch deutlich größer oder kleiner. Die kleinste Ziegenrasse der Welt ist die westafrikanische Zwergziege und die größte die Nubische Ziege.

 

Westafrikanische Zwergziege:

Die Zwergziege hat eine Widerristhöhe von 40 – 50 cm.  Sie gilt als sehr krankheitsrobust und widerstandsfähig. Auch wenn sie am meisten in afrikanischen Staaten vorkommt, ist die Zwergziege hierzulande keine Unbekannte: Sie wird besonders gerne in Streichelzoos gehalten.

Nubische Ziege:

Die aus Großbritannien stammende Züchtung erreicht eine Größe von bis zu 90 cm (Bock) und wiegt bis zu 100 kg. Auch die Geißen sind mit 80 cm Körpergröße und 70 – 80 kg größer als andere Ziegenrassen. Neben bis zum Maul reichenden Hängeohren fallen die Ziegen auch durch ihre bunte Färbung mit runden weißen Flecken auf. In Großbritannien wird die Nubische Ziege zur Fleisch- und Milcherzeugung gezüchtet. 

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